Alpha Tiger - Die Suche nach der Identität

Die sächsischen Senkrechtstarter ALPHA TIGER haben kürzlich ihr drittes Album "iDentity" veröffentlicht. Wir treffen Gitarrist und Songwriter Peter Langforth zum ausführlichen Interview, um zu erfahren, warum die Band kurz vor dem Release die Plattenfirma gewechselt hat und was es mit dem Begriff "Thinking Men"-Metal auf sich hat.





MG: Hallo Peter! Alpha Tiger haben gerade Album Nummer drei veröffentlicht: iDentity. Sucht ihr nach eurer Identität oder habt ihr sie mit diesem Album gefunden?



Peter: Der Weg ist das Ziel und wir sind unserem Ziel ein Stückchen näher gekommen. Aber ich werde niemals sagen: Das ist der Punkt, wo wir hinwollen und dabei bleibt's. Das wäre langweilig und für mich nicht befriedigend. Es würde sich würde einfach nicht gut anfühlen, zweimal dasselbe Album zu veröffentlichen. Mir macht es einfach Spaß, jedes neue Album als weißes Blatt zu betrachten und dann einen roten Faden zu entwickeln, nach dem sich das Album dann aufbaut. Aber ich denke trotzdem, dass man bei dem Album trotz aller Experimente merkt, dass es immer nach Alpha Tiger klingt. Und das wird auch in Zukunft so bleiben!



MG: Wie seid ihr eigentlich darauf gekommen, die Platte iDentity zu nennen? Eigentlich kein klassischer Heavy Metal Titel...



Peter: Der Titel steht inhaltlich für die Platte, weil die Texte alle in die Richtung Selbstfindung gehen. Wir sind jetzt alle in einem Alter, wo man auf eigenen Beinen stehen muss. Außerdem steht der Name stellvertretend für unsere musikalische Identität. Wir wollen mit diesem Begriff demonstrieren, dass wir uns nicht mit Vergleichen zufrieden geben wollen, sondern unseren eigenen Stil etablieren! Uns ist es ein inneres Bedürfnis etwas Eigenes zu erschaffen.



MG: Gerade die Bezeichnung eurer Spielart ist nicht ganz einfach. Man findet Begriffe wie Speed Metal, Power Metal oder NWOBHM. Wie seht ihr euch selber?



Peter: Ich hab in letzter Zeit öfter den Begriff "Thinking Men"-Metal gelesen. Das finde ich eigentlich ganz gut, denn es zeigt mehr den Inhalt unserer Band. Weniger Schubladendenken sondern mehr, dass wir ernste Themen haben und auch versuchen, in unseren Texten aktuelle Themen zu reflektieren. Also ist das definitiv meine Lieblingsbezeichnung, weil sie nicht so plump auf den Musikstil anspielt.



MG: Du bist eine der treibenden Kräfte bei Alpha Tiger, was die Kreativität angeht. Wie sieht bei euch der Entstehungsprozess von einem Album aus?



Peter: Das Album entsteht zum größten Teil in meinem Kopf. Wie gesagt versuche ich immer, einen allumfassenden Begriff zu finden, der dann für das ganze Album steht. Daraus entwickeln sich dann die einzelnen Songs. Das hat sich eigentlich so etabliert, dass ich die Hauptarbeit mache und die Texte schreibe. Die anderen Bandmitglieder kommen dann zu einem späteren Zeitpunkt dazu und verpassen den Songs den letzten Schliff. Dadurch entsteht die Detailverliebtheit, die sich in vielen unserer Stücke zeigt. Da wäre ich ohne die anderen aufgeschmissen!



MG: Die nächste Frage ist ziemlich schwierig, weil es immer schwer ist, sein eigenes Baby zu beurteilen. Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie zufrieden bist du mit iDentity? Gibt es etwas, was du definitiv bei der nächsten Platte verändern wirst?



Peter: Unser Konzept für diese Platte ist voll aufgegangen und gut bei den Fans angekommen. Ich denke, man hat gesehen, dass wir uns selbst treu bleiben und unseren eigenen Weg gehen. Außerdem wurde die Platte durch unser neues Label SPV/Steamhammer extrem gut promotet. Deswegen bin ich mit diesem Album und dem Konzept zu hundert Prozent zufrieden.


Zu den Songs habe ich inzwischen ein bisschen Abstand und kann sie etwas kritischer betrachten. Dadurch lernt man natürlich auch für's nächste Album. Ich denke, dass nächste Album wird dann in Sachen Songwriting noch ein bisschen stärker werden!



MG: Du hast gerade eure neue Plattenfirma angesprochen. Ihr habt eure erste Platte auf Sonic Attack Records, einem relativ kleinen Independant-Label veröffentlicht. Danach kam der Wechsel zu Century Media und jetzt zu SPV, die beide ziemlich dicke Brocken in der Metal-Landschaft sind. Wie kam der Wechsel denn zustande?



Peter: Auch wenn Sonic Attack ein relativ kleines Label ist, steht immerhin Karl Walterbach dahinter, der ehemalige Chef von Noise Records. Alleine seine Kontakte sind natürlich goldwert. Er hat uns dann auch eine sehr gute Booking-Agentur verschafft und letztendlich den Deal mit Century Media eingetütet. Damit hatten wir eine Plattenfirma, die uns finanziell noch besser unterstützen konnte.


SPV ist allerdings etwas familliärer und für unsere Musik definitiv der richtige Partner. Das merkt man einfach bei allem, was sie machen. Extrem liebevoll und genau zugeschnitten auf unseren Musikstil. Century Media war auch eine tolle Zeit und sie haben uns sehr gut unterstützt, aber es passt jetzt einfach noch ein bisschen besser. Wir werden sicherlich auch noch weitere Platten bei SPV veröffentlichen, wenn nicht alles komplett schief geht.





MG: Nach der Veröffentlichung von iDentity befindet ihr euch aktuell auf einer kleinen Tour, um den Release mit einigen Shows zu feiern. Mit dabei sind Stallion und die Evil Invaders. Bis jetzt wart ihr immer die Vorband und konntet bei euern Shows vorlegen. Spürt ihr jetzt den Atem dieser jungen Wilden im Nacken, oder ist euch dieses Konkurenzdenken völlig wurst?



Peter: In erster Linie wollten wir Freunde von uns dabei haben. Stallion kennen wir schon ewig, da hießen die noch Music Force und waren eine Coverband. Pauly, der Stallion-Sänger, hat früher immer unseren Newsletter verfasst. Auch Evil Invaders kennen wir schon seit Ewigkeiten und sind sehr gut befreundet. Außerdem wollten wir ein starkes Line-Up auf die Beine stellen und zeigen, dass auch gute Bands aus Deutschland und Mitteleuropa kommen und man nicht nur kanadische oder schwedische Bands abfeiern muss.


Aber klar, wir werden es sehr schwer haben, denn die anderen beiden sind richtig gute Live-Bands. Doch das stachelt uns natürlich auch an!



MG: Ihr habt in eurer Karriere für Bands eröffnet, wie Sepultura, W.A.S.P., Queensryche oder Gamma Ray. Gibt es bei den großen Acts einen Unterschied, was die Behandlung der Supportbands angeht?



Peter: Der Unterschied ist zum Teil sehr groß. Man kann eigentlich prinzipiell sagen, dass die deutschen Bands sehr kollegial sind. Da gibt's nicht so eine große Diskrepanz zwischen Hauptband und Vorband. Das lief eigentlich immer super und wir wurden immer gut behandelt!


Bei den amerikanischen Bands ist das ein bisschen anders. Zwar waren Queensryche super nett, aber zum Beispiel bei der W.A.S.P.-Tour hat man deutlich gespürt, wer der Headliner im Hause ist. Du musstest halt nach deren Regeln spielen, aber das war okay für uns, denn wir konnten so jeden Abend vor über 1000 Leuten spielen.



MG: Und das ist gerade für eine junge Band ja auch nicht zu verachten. Ihr habt jetzt euer drittes Album veröffentlicht, eure Karriereleiter geht steil nach oben. Was sind eure Ziele für die nächste Zeit, aber auch langfristig?



Peter: Wir haben mit iDentity ganz gut vorgelegt, die Plattenfirma hat einen Superjob gemacht. Für uns geht's jetzt darum, unsere Fanbase zu erweitern, in ganz Europa natürlich. Deshalb wollen wir touren ohne Ende. Wir suchen Tourpartner - auch größere Bands, die uns als Support mitnehmen. Im Sommer werden wir natürlich auf ein paar Festivals spielen. In zwei Jahren werden wir dann ein neues Album in Angriff nehmen, denn dann sollte sich unser Fundament noch ein bisschen mehr stabilsiert haben.



MG: Wie könnt ihr euch das permanente Touren eigentlich leisten? Geht ihr noch Zweitjobs nach? Spielt ihr nur am Wochenende wie z.B. Tankard?



Peter: Also erstmal machen wir viel selber und sparen dadurch Geld. Auch bei Shows, die wir selbst organisieren achten wir darauf, dass niemand mit einem Minus rausgehen muss. Natürlich ist es im Moment sinnvoller, Shows am Wochenende zu spielen, weil das einfach besucherfreundlicher ist.


Ansonsten muss man sich halt arrangieren. Ich studiere und halte mich mit einem Nebenjob über Wasser. Das sieht bei den anderen Jungs zum Teil anders aus, aber jeder hat so ein bisschen zu kämpfen. Aber die Musik ist natürlich alles für uns! In 5,6 Jahren ist der Zug vielleicht abgefahren und wir wollen uns nicht vorwerfen, dass wir nicht versucht haben, alles rauszuholen!



MG: Dann beschließen wir das Interview mit der schwersten Frage für einen Gitarristen: Was sind deine Top5 Gitarristen?



Peter: Ich mag ja eher kreative Gitarristen. Also nicht solche Saitenhexer wie Yngwie Malmsteen, obwohl die natürlich auch großartig sind. Vor allem mag ich innovative Gitarristen: Randy Rhoads, Brian May von Queen, Ian Crichton von Saga, Alex Lifeson von Rush und den Singer/Songwriter Ben Howard.



MG: Man sieht auf jeden Fall den "Thinking Men"-Einfluss. Ich danke dir für das Interview und wünsche euch viel Glück für die Zukunft!



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